Bereich Vokale
Apokope:
Vokalschwund im Auslaut infolge der Nebensilbenabschwächung: ich vare → ich var; ich lebe → ich leb
Synkope:
Vokalschwund in Nebensilben zwischen Kononanten, insbesondere nach Liquiden l, r, wenn vorangehender Vokal kurz ist: varen → varn; helen → heln; er sihet → er siht
Bereich Konsonanten
Nasalschwund mit Ersatzdehnung
Schon im Germanischen – Schwache Verben mit nasaler Stammsilbe, meist
n, haben im Präteritum eine gedehnte Form ohne Nasal:
bringen → brâhte: denken → dâhte; dünken → dûhte
Nasalschwund mit Ersatzdehnung
Schon im Germanischen – bei starken Verben:
anh →
âh:
*hanhen → hâhen; *vanhen → vâhen;
Im Präteritum treten dann durch
grammatischen Wechsel bzw. Auslautverhärtung die Formen
hienc, hiengen; vienc, viengen auf.
Primärberührungseffekt
Der Primärberührungseffekt mit ‚t‘, betrifft das Präteritum mancher schwacher Verben - und tritt auch bei Präterito-Präsentia im Präteritum auf.:
- g, k, ch wird zu (c)h vor t : würken → worhte; decken → dahte; mugen → mohte
- b, pf wird zu f vor t: kempfen → kanfte, gekanft; gnepfen → gnafte
- z[s] und z[ts] wird zu s(s) statt t: wizzen → wisse (statt *wis(s)te ); müezen → muose (statt muoste)
Manche dieser Phänomene treten auch in Kombination auf, teilweise mit weiteren Lautveränderungen:
Bespiele:
Für das mhd. Wort
bringen gilt: Das
n fällt wegen des Nasalschwundes weg, das
h entsteht wegen des Wegfalls des
g vor
t, also wegen des Primärberührungseffektes:
brâhte
Für mhd.
denken gilt: Ahd.:
dankjan - das
j in der Endung bewirkt Umlaut im Präsens:
denkjan. Für das mhd. Präteritum von denken gilt
a) sogenannter Rückumlaut [a],
b) Nasalschwund mit Ersatzdehnung [â]- *dâkte,
c)
h statt
k wegen Primärberührungseffekt:
dâhte
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