 
  
  Grundwissen Grammatik
Unter „Ablaut“ wird in indoeuropäischen Sprachen der nach  Regeln verlaufende Wechsel des Vokals (Tonvokal / Stammvokal) – damit sind auch Diphthonge und Umlaute  gemeint – in verwandten Wörtern, besonders aber in den verschiedenen Tempora  der starken Verben   verstanden.  
Der Ablaut ist nicht nur auf die Verben beschränkt, sondern tritt auch bei anderen Wörtern auf, zum Beispiel bei den neuhochdeutschen Nomina „der Bund“, „das Bündnis“, „das Band“, „die Bande“, „der Verband“, „die Binde“ usw.
  Auch bei neuhochdeutschen Verben gibt es noch den Ablaut:  „fahren“,  „ich fuhr“, „wir sind  gefahren“ – oder „singen“,  „ich  sang“, „wir haben gesungen“. 
  Allerdings gibt es im Neuhochdeutschen bei den starken Verben neben dem Infinitiv nur noch zwei Ablautstufen:  im Präteritum und im Partizip II  . 
  Im Mittelhochdeutschen gibt es  bei diesen Verben neben dem Infinitiv vier Stufen: Infinitiv („helfen“) - Präsens („ich hilfe“) - Präteritum Singular  („ich half“) - Präteritum Plural  („wir hulfen“) - Partizip II („geholfen“) , sodass man sich jeweils vier weitere Formen zu einem Infinitiv merken muss. 
  [Der mögliche Vokalwechsel zwischen Infinitiv und Präsens-Singular-Formen, hat an sich nichts mit dem Ablaut zu tun, sondern wird 'e-i' bzw. 'ie-iu'-Wechsel genannt. - Gelegentlich tritt auch  Umlaut   bei der 2. und 3. Person Singular Präsens auf!]
Man unterscheidet beim Ablaut zwischen dem quantitativen und dem qualitativen Ablaut.
Qualitativer Ablaut bedeutet, dass der Vokal sich grundsätzlich ändert, d.h. zum Beispiel, dass statt einem e ein o auftritt [Abtönungsstufe].
Quantitativer Ablaut bedeutet, dass der Vokal sich in seiner Quantität - Kürze oder Länge - ändert, d. h. zum Beispiel, dass aus einem kurzen e ein langes ē wird. So wird unterschieden zwischen Grundstufe e [Kurzvokal], Dehnstufe ē [Langvokal] und Schwundstufe Ø [Vokalausfall]. Man geht davon, dass die Ursache dafür die unterschiedliche Betonung von Silben im Indoeuropäischen war.
Beispiel nemen:
Grundstufe e Abtönungsstufe o Dehnungsstufe ē Schwundstufe Ø Vom Indoeuropäischen her gesehen müsste nemen folgende Vokale haben: *nemen *nom *nēmen *genmen Faktisch stellen sich die Verbformen folgendermaßen dar: nemen / nim nam nâmen genomen Erklärung - siehe auch Vokalentwicklung: Grundstufe e: nemen; Grundstufe ich nim (Hebung des e zu i im Singular wegen i bzw. u in der folgenden althochdeutschen Personalendung [-u, -is, -it]). Abtönungsstufe o (Indoeuropäisches o wird bereits zum Germanischen hin zu a gesenkt): ich nam. Dehnstufe ē (Indoeuropäisches ē wird im Germanischen zu e1, das sich Althochdeutschen zu langem ā entwickelt [N.B. Es wird nicht die Abtönungsstufe mit a gedehnt, sondern die Basis bleibt ē]: wir nâmen. Schwundstufe Ø: Die folgenden Nasale [m, n] oder Liquide [l, r] rufen den Sprossvokal u hervor, der im Althochdeutschen zu o gesenkt wird: genomen. Qualitativer Ablaut Quantitativer Ablaut Qualitativer Ablaut Qualitativer Ablaut 
Es hat sich eingebürgert, dass man die mittelhochdeutschen Ablautreihen in sieben Klassen einteilt.
In den Ausgaben der „Mittelhochdeutschen Grammatik“, die auf Hermann Paul zurückgehen, werden folgende Ablautklassen unterschieden:
| Ablautreihe | Kennzeichnender Vokal | Folgekonsonanten | 
| Ia | î - î - ei - i - i | alle außer h und w | 
| Ib | î - î - ê - i - i | h und w | 
| IIa | ie (iu) - iu - ou - u - o | alle außer d, s, t, z und h | 
| IIb | ie (iu) - iu - ô - u - o | nur d, s, t, z und h | 
| IIIa | i - i - a - u - u | n, m + Konsonant | 
| IIIb | e (i) - i - a - u - o | l, r + Konsonant | 
| IV | e (i) - i - a - â - o | Wort enthält l, m, n, r | 
| V | e (i) - i - a - â - e | einfacher Konsonant außer l, m, n, r | 
| VI | a (e) - a - uo - uo - a | keine Aussagen zu Konsonanten | 
| VIIa | a, â, ei - a, â, ei - ie - ie - a, â, ei | keine Aussagen zu Konsonanten | 
| VIIb | ô, ou, uo - ô, ou, uo - ie - ie - ô, ou, uo | keine Aussagen zu Konsonanten | 
Hier sieht man, dass die Betrachtung der Folgekonsonanten beziehungsweise Stammkonsonanten zu einer weiteren Differenzierung bei den Ablautreihen geführt hat. Allerdings werden nicht alle Vokal-Konsonanten-Kombinationen hiermit erfasst, einiges wird bei H. Paul als Ausnahme beziehungsweise Sonderfall erwähnt.
Jüngere Autoren gehen deshalb noch ein paar Schritte weiter. Beate Henning unterteilt die Ablautklassen II, IV und VII folgendermaßen:
| Ablautreihe | Kennzeichnender Vokal | Folgekonsonanten | 
| IIa | ie (iu) | alle außer d, s, t, z und h | 
| IIa (α) | û | |
| IIa (β) | iu | w | 
| IV | e (i) | + l, m, n, r, ch | 
| IV (α) | e (i) | l, r vor dem Vokal | 
| IV (β) | o | m (komen) | 
| VIIa | a | „alte“ VIIa-Reihe | 
| VIIb | â | |
| VIIc | ei | |
| VIId | ô | „alte“ VIIb-Reihe | 
| VIIe | ou | |
| VIIf | uo | 
Die Differenzierung der Ablautreihen VIIa und VIIb findet sich auch im Arbeitsbuch „Mittelhochdeutsch als fremde Sprache“, Klaus-Peter Wegera et al.
Alle Einteilungen haben ihre Vor- und Nachteile:
Das vorliegende Programm „Training der Infinitivbestimmung“ hat sich an  seiner Oberfläche jedenfalls an der  Einteilung der Mittelhochdeutschen Grammatik von Hermann Paul et al. orientiert.
  Intern wird mit  einem differenzierteren Modell gearbeitet, dem auch noch ein paar weitere  Beobachtungen zu den auftretenden Konsonanten hinzugefügt wurden.
| Legende: | Grundstufe | Abtönungsstufe | Dehnstufe | Schwundstufe | 
| Ablaut- reihe | Inf. | 1. P. Sg. Präs. | 1. P. Sg. Prät.* | 1. P. Pl. Prät. | Part. II | Folgekonsonanten | 
| Ia | î | î | ei | i | i | Fast alle Konsonanten außer h (und w) kommen vor, jedoch auch ch ist möglich. Ggf. grammatischer Wechsel | 
| Ib | î | î | ê | i | i | Stamm endet auf h oder w . Im Präteritum Singular erscheint oft ch, w fällt weg. Grammatischer Wechsel möglich: Im Plural des Präteritums treten oft g oder w als signifikante Konsonanten auf. | 
| IIa | ie | iu | ou | u | o | Stamm endet nicht auf d, t, s, z oder germ. h, endet nicht auf Nasal oder Liquid, sondern auf b, c, f, g, h, p; ie-iu-Wechsel im Indikativ Singular Präsens. Ggf. Umlaut ü im Präteritum | 
| IIaa | iu | iu | ou | u | û / ou | Stamm endet nicht auf d, t, s, z oder h, endet nicht auf Nasal oder Liquid, aber auf w, das durchgehendes iu im Präsens bewirkt. Partizip II mit û! Ggf. Umlaut ü im Präteritum | 
| IIab | û | û | ou | u | o / ou / û | Stamm endet nicht auf d, t, s, z oder h, endet nicht auf Nasal oder Liquid, sondern auf b, ch, f, g; wenn er auf w endet, handelt es sich meist um Nebenformen von IIaa; Partizip II mit o / ou / û! Ggf. Umlaut ü im Präteritum - gedehnte Schwundstufe û im Präsensstamm | 
| IIb | ie | iu | ô | u | o | Präsensstamm endet nicht auf Nasal oder Liquid, aber auf auf d, t, s, z oder h; ie-iu-Wechsel im Indikativ Singular Präsens; ggf. Umlaut ü im Präteritum. Ggf. grammatischer Wechsel: d → t; s → r; h → g | 
| IIIa | i | i | a | u | u | Infinitivstamm endet auf m, n + Konsonant, [Nasale + Konsonant]. Ggf. Umlaut ü im Präteritum. Nasal+Konsonant bewirkt konsequentes i im Präsens und Partizip II mit u. | 
| IIIb | e | i | a | u | o | Infinitivstamm endet auf l, r + Konsonant, [Liquide + Konsonant] , 'e-i'-Wechsel im Indikativ Singular Präsens, ggf. Umlaut ü im Präteritum | 
| IV | e | i | a | â | o | Stamm enthält einfachen Nasal - m, n -   oder einfachen Liquid - l, r - oder ch / hs / ht. Konkret: VOR dem Vokal steht  häufig r, selten l oder n. NACH dem Vokal stehen ch,  hs, ht, l, m, r. Ausnahmen: Auf den Vokal können auch folgen ck, sch, zz: zwecken, leschen, vezzen 'e-i'-Wechsel im Indikativ Singular Präsens; ggf. Umlaut æ (e) im Präteritum | 
| IVx | o | u | a | â | o | Folgekonsonant: m („komen“) ; ggf. Umlaut æ (e) im Präteritum | 
| V | e | i | a | â | e | Infinitivstamm endet auf einfachen Konsonanten außer auf l, m, n, r [Nasal oder Liquid]. In Folge des grammatischen Wechsels im Präteritum auch r möglich. 'e-i'-Wechsel im Indikativ Singular Präsens; ggf. Umlaut æ (e) im Präteritum | 
| Vx | i | i | a | â | e | Stamm endet auf einfachen Konsonanten außer auf l, m, n, r; ggf. Umlaut æ (e) im Präteritum; durchgehendes i im Präsens: alte j-Präsentien - Folgekonsonanten: g, t, z | 
| VI | a | a | uo | uo | a | Umlaut - e - im Indikativ Präsens in der 2. und 3. Person; ggf. Umlaut üe im Präteritum. Meist einfache - Ausnahmen: ch, ck, ff, hs, ll, pf, sch - Folgekonsonanten außer j, k, m, q, s, w, x, y, z. Ggf. grammatischer Wechsel | 
| VIx | e | e | uo | uo | a | Ggf. grammatischer Wechsel; ggf. Umlaut üe im Präteritum, durchgehendes e im Präsens: alte j-Präsentien - Folgekonsonanten: b, f, p, pf, v | 
| VIy | e | e | uo | uo | o | Verb mit Stammvokal e, durchgehendes e im Präsens: altes j-Präsentium; Partizip II mit o! („swern“) | 
| VIIa (7a) | a | a | ie | ie | a | Folgekonsonant l, n, (r) + Konsonant; Umlaut - e - im Indikativ Präsens in der 2. und 3. Person unterbleibt zuweilen. | 
| VIIa (7ax) | â | â | ie | ie | a | Folgekonsonant h, n + Konsonant g, c; Umlaut - æ - im Indikativ Präsens in der 2. und 3. Person unterbleibt zuweilen. n entfällt im Präsens bei Verben, die vom Nasalschwund mit Ersatzdehnung betroffen sind, - stattdessen haben sie ein zu â gedehntes a. Im Partizip II enden sie aber auf - „angen“. | 
| VIIa (7b) | â | â | ie | ie | â | Folgekonsonant d, s, t, z - Dentale und f, g; Umlaut - æ (e) - im Indikativ Präsens in der 2. und 3. Person unterbleibt zuweilen | 
| VIIa (7c) | ei | ei | ie | ie | ei | Folgekonsonant d, s, t, z - Dentale und f | 
| VIIb (7d) | ô | ô | ie | ie | ô | Folgekonsonant t, z; Umlaut - œ - im Indikativ Präsens in der 2. und 3. Person unterbleibt zuweilen | 
| VIIb (7e) | ou | ou | ie | ie | ou | Folgekonsonant f, w; Umlaut - öu - im Indikativ Präsens in der 2. und 3. Person unterbleibt zuweilen | 
| VIIb (7ex) | ou | ou | iu | iu | ou | Nebenreihe mit iu im Präteritum. Folgekonsonant f, w; Umlaut - öu - im Indikativ Präsens in der 2. und 3. Person unterbleibt zuweilen | 
| VIIb (7f) | uo | uo | ie | ie | uo | Folgekonsonant f; Umlaut - üe - im Indikativ Präsens in der 2. und 3. Person unterbleibt zuweilen | 
| VIIb (7fx) | û | û | î | î | û | Folgekonsonant f; mitteldeutsche Variante | 
* In der 1. und 3. Person Singular Präteritum kann außer in Ablautreihe Ib, VIIa (7a) und VIIb immer auch Auslautverhärtung auftreten.
Die Verteilung von Konsonanten auf die Ablautreihen
Siehe auch Beispiele der Verbformbestimmung
Historische Herleitung des Lautbestandes bei starken Verben:
Ausgangspunkt ist das indoeuropäische starke Verb, dessen Vokalbestand sich   auf die Grundstufe E, die Abtönungsstufe O und die  Schwundstufe ohne Vokal reduzieren lässt. In den Ablautreihen IV,  V und VI tritt noch die sogenannte Dehnstufe auf, die auf germanischem Ē (IV, V) bzw. Ā, Ō (VI) basiert. 
   
   Diese Stufen wurden in Abhängigkeit  von hinzugetretenen Konsonanten (Kehlkopflauten) verändert,  die später wieder wegfielen, so dass z. B. das E zu I oder das O zu A  werden konnte und die an sich leere Schwundstufe durch einen Sprossvokal U wieder gefüllt wurde. - Schwundstufe [Paul § L 4]: Halbvokale *i, *u oder Nasale und Liquide bleiben erhalten. 
Ausfall des Vokals führt zu Sprossvokal *u vor Nasal und Liquid. 
U wird  beim Partizip II wegen des in den germanischen und althochdeutschen  Partizipendungen vorkommenden „a“ in der Regel zu o gesenkt, wenn es nicht vor einem Nasal+Konsonant steht. Deshalb treten in der Schwundstufe sowohl u als auch o häufig auf.
Siehe auch „Die Entwicklung der Vokale“ vom Germanischen bis zum Neuhochdeutschen.
| AR I | Grundstufe | Abtönungsstufe | Schwundstufe | |
| Für den Vokalbestand entscheidend ist, ob H oder W nach dem Vokal auftritt oder ob andere Konsonanten folgen. | ide. | E+I | O+I | Ø+I | 
| germ. | e+i+Kons. | (o →) a+i+Kons. | Ø +i+Kons. | |
| ahd. | ī | ei | ē nur wenn Folgekonsonant  h oder w. Ahd. Monophthongierung ai → ē vor h, w | i +Kons. | |
| a | mhd. | î | ei + Folgekonsonant ≠ h, w | i +Kons. | 
| b | mhd. | î | ê + Folgekonsonant = h, w | i +Kons. | 
| AR I | Grundstufe | Grundstufe | Abtönungsstufe | Schwundstufe | Schwundstufe | 
| mhd. | Infinitiv | 1. Pers. Sg. Präs. | 1. Pers. Sg. Prät. | 1. Pers. Pl. Prät. | Part. II | 
| a | î | î | ei | i | i | 
| b | î | î | ê | i | i | 
| AR II | Grundstufe | Abtönungsstufe | Schwundstufe | |
| Für den Vokalbestand entscheidend ist, ob Dentale bzw. H nach dem Vokal auftreten oder ob andere Konsonanten folgen. | ide. | E+U | O+U | Ø+U | 
| germ. | e+u+Kons. | (o→) a+u+Kons. | Ø +u+Kons. | |
| ahd. | io, eo, ie | ou | ō nur wenn Folgekonsonant  Dental oder h. Ahd. Monophthongierung au → ō vor Dental, h | u / o+Kons. | |
| a | mhd. | ie / iu (Hebung) | ou + Folgekonsonant ≠ Dental [d, s, t, z], h | u / o (gesenkt) +Kons. | 
| b | mhd. | ie / iu (Hebung) | ô   + Folgekonsonant = Dental [d, s, t, z], h | u / o (gesenkt) +Kons. | 
| AR II | Grundstufe | Grundstufe | Abtönungsstufe | Schwundstufe | Schwundstufe | 
| mhd. | Infinitiv | 1. Pers. Sg. Präs. | 1. Pers. Sg. Prät. | 1. Pers. Pl. Prät. | Part. II | 
| a | ie | iu | ou | u | o | 
| b | ie | iu | ô | u | o | 
| AR III | Grundstufe | Abtönungsstufe | Schwundstufe | |
| Für den Vokalbestand ist entscheidend, ob ein Nasal [M, N]+Konsonant dem Vokal folgt oder ob nach dem Vokal ein Liquid [L, R]+Konsonant steht. | ide. | E | O | Ø+ Nasal/Liquid+Kons | 
| germ. | e + Nasal/Liquid+Kons. | a + Nasal/Liquid+Kons. | u + Nasal/Liquid+Kons. | |
| ahd. | e / i + Nasal/Liquid+Kons: • i: Nasal+Kons. bewirkt Hebung im gesamten Präs. zu i. • e: Liquid+Kons. belässt e im Plural. Hebung nur im Sg. Präs. zu i wegen Flexionsendungen [i, u]. | a + Nasal/Liquid+Kons. | u: Nasal+Kons. verhindert standardmäßige Senkung beim Part. II u / o: Liquid+Kons. erlaubt übliche Senkung beim Part. II | |
| a | mhd. | i / i +Nasal+Kons. | a+Nasal+Kons. | u+Nasal+Kons. | 
| b | mhd. | e / i + Liquid+Kons. (Hebung) | a+Liquid+Kons. | u / o (gesenkt)+Liquid+Kons. | 
| AR III | Grundstufe | Grundstufe | Abtönungsstufe | Schwundstufe | Schwundstufe | 
| mhd. | Infinitiv | 1. Pers. Sg. Präs. | 1. Pers. Sg. Prät. | 1. Pers. Pl. Prät. | Part. II | 
| a | i | i | a | u | u | 
| b | e | i | a | u | o | 
| Verwandschaft zwischen IV und V | Grundstufe | Abtönungsstufe | Dehnstufe | Schwundstufe | |
| Für den Vokalbestand entscheidend ist, ob ein einfacher Nasal bzw. Liquid [M, N, L, R] vor oder nach dem Vokal auftritt oder ob andere einfache Konsonanten dem Vokal folgen: | ide. | E | O | Ē | Ø | 
| IV: Nasal, Liquid | germ. | e+Nasal/Liquid | a+Nasal/Liquid | ē+Nasal/Liquid | Ø + u+Nasal / Liquid. | 
| V: kein Nasal, Liquid, Partizip II bei V: Grundstufe! | germ. | e+Kons. ≠ Nasal/Liquid | a+Kons. ≠ Nasal/Liquid | ē+Kons. ≠ Nasal/Liquid | Keine Schwundstufe, sondern Grundstufe! | 
| AR IV | Grundstufe | Abtönungsstufe | Dehnstufe | Schwundstufe | |
| Für den Vokalbestand entscheidend ist, dass einfacher Nasal oder Liquid vorkommt. | ide. | E | O | Ē | Ø | 
| germ. | e+Nasal/Liquid | a+Nasal/Liquid | ē+Nasal/Liquid | Ø + u+Nasal/Liquid | |
| ahd. | e / i +Nasal/Liquid | a+Nasal/Liquid | ā+Nasal/Liquid | (u →) o+Nasal/Liquid | |
| mhd. | e / i (Hb) | a+Nasal/Liquid | â+Nasal/Liquid | o (gesenkt) +Nasal/Liquid | 
| AR IV | Grundstufe | Grundstufe | Abtönungsstufe | Dehnstufe | Schwundstufe | 
| mhd. | Infinitiv | 1. Pers. Sg. Präs. | 1. Pers. Sg. Prät. | 1. Pers. Pl. Prät. | Part. II | 
| e | i | a | â | o | 
| AR V | Grundstufe | Abtönungsstufe | Dehnstufe | |
| Für den Vokalbestand entscheidend ist, dass kein Nasal oder Liquid folgt. | ide. | E | O | Ē | 
| germ. | e+Kons. ≠ Nasal/Liquid | a+Kons. ≠ Nasal/Liquid | ē+Kons. ≠ Nasal/Liquid | |
| ahd. | e / i+Kons. ≠ Nasal/Liquid | a+Kons. ≠ Nasal/Liquid | ā+Kons. ≠ Nasal/Liquid | |
| mhd. | e / i +Kons. ≠ Nasal/Liquid (Hb) | a+Kons. ≠ Nasal/Liquid | â+Kons. ≠ Nasal/Liquid | 
| AR V | Grundstufe | Grundstufe | Abtönungsstufe | Dehnstufe | Grundstufe | 
| mhd. | Infinitiv | 1. Pers. Sg. Präs. | 1. Pers. Sg. Prät. | 1. Pers. Pl. Prät. | Part. II | 
| e | i | a | â | e | 
| AR VI | Grundstufe | Dehnstufe | |
| Entscheidend ist, dass ein anderer Basisvokal als in AR I bis AR V verwendet wird. | ide. | A O | Ā Ō | 
| germ. | a+Kons. | ō+Kons. | |
| ahd. | a | uo Ahd. Diphthongierung ō → uo | |
| mhd. | a | uo | 
| AR VI | Grundstufe | Grundstufe | Dehnstufe | Dehnstufe | Grundstufe | 
| mhd. | Infinitiv | 1. Pers. Sg. Präs. | 1. Pers. Sg. Prät. | 1. Pers. Pl. Prät. | Part. II | 
| a | a (aber Umlaut e bei 2. u. 3. Person) | uo | uo (Umlaut üe bei 2. Person Singular und im Konjunktiv möglich) | a | 
Bei der Ablautreihe VII handelt es sich um keine bereits im Germanischen nachvollziehbare Ablautreihe. Sie wird im Mittelhochdeutschen nur analog zu den klassischen Ablautreihen aufgelistet. Es handelt sich um ehemals reduplizierende Verben  
   
   , die im Gotischen noch belegt sind. Die folgenden Angaben basieren also nicht auf dem Germanischen, sondern auf Präsens- und Perfektformen des Gotischen.
 Wie  unter Wegfall der Reduplikation im Mittelhochdeutschen der Laut ie - im Althochdeutschen ia bzw. io - entsteht, ist in der Forschung umstritten - jedenfalls handelt es sich im Präteritum der Verben der Klasse VII meist nicht um einen Ablaut.: 
 
Eugen Hill: Das starke Präteritum der Klasse VII in den nord- und westgermanischen Sprachen. In: International Journal of Diachronic Linguistics and Linguistic Reconstruction. Band 6, 2009, S. 49–123 und 173–213.
Masatoshi Shimozaki: Die Ablaute der 7. Reihe starker Verben im Nord- und Westgermanischen – Ursprung und Unterschiede in den Einzelsprachen. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. Band 134/3, 2012, S. 307–329. 
| VIIa | Präsens | Perfekt → Präteritum | |
| 7a, 7b, 7c | got. | a, ē, ai | Die    Reduplikationssilbe besteht aus dem wurzelanlautenden Konsonanten und dem  Reduplikationsvokal ai→, der die Geltung eines kurzen [ ε ]    hat. Aus diesem Laut wird in Kombination mit dem ursprünglichen Perfektvokal über vorahd. ē2 → ea bzw. ia. | 
| ahd. | a, ā, ei | ea, ia → ie | |
| mhd. | a, â, ei | ie | 
| VIIa | Präsens | Präteritum | Partizip II | ||
| mhd. 7a, 7b, 7c | Infinitiv | 1. Pers. Sg. Präs. | 1. Pers. Sg. Prät. | 1. Pers. Pl. Prät. | Part. II | 
| a, â, ei | a, â, ei (Umlaut bei 2. und 3. Person möglich) | ie | ie | a, â, ei | |
| VIIb | Präsens | Perfekt → Präteritum | |
| VIIbα 7d | got. | au | Die    Reduplikationssilbe besteht aus dem wurzelanlautenden Konsonanten und dem    Reduplikationsvokal ai, der die Geltung eines kurzen [ ε ]    hat. Aus diesem Laut wird in Kombination mit dem ursprünglichen Perfektvokal vorahd. eu. | 
| ahd. | ō - vor Dental Ahd. Monophthongierung au → ô vor Dental und h | eo, io → ie | |
| mhd. | ô | ie | |
| VIIbβ 7e | got. | au | Die    Reduplikationssilbe besteht aus dem wurzelanlautenden Konsonanten und dem    Reduplikationsvokal ai, der die Geltung eines kurzen [ ε ]    hat. Aus diesem Laut wird in Kombination mit dem ursprünglichen Perfektvokal vorahd. eu | 
| ahd. | ou - ohne Dental | eo, io → ie | |
| mhd. | ou | ie | |
| VIIbγ 7f | got. | ō | Die    Reduplikationssilbe besteht aus dem wurzelanlautenden Konsonanten und dem    Reduplikationsvokal ai, der die Geltung eines kurzen [ ε ]    hat. Aus diesem Laut wird in Kombination mit dem ursprünglichen Perfektvokal vorahd. eu | 
| ahd. | uo - diphthongiert Ahd. Diphthongierung ô → uo | eo, io → ie | |
| mhd. | uo | ie | 
| VIIb | Präsens | Präteritum | Partizip II | ||
| mhd. 7d, 7e, 7f | Infinitiv | 1. Pers. Sg. Präs. | 1. Pers. Sg. Prät. | 1. Pers. Pl. Prät. | Part. II | 
| ô, ou, uo | ô, ou, uo (Umlaut bei 2. und 3. Person möglich) | ie | ie | ô, ou, uo | |
Zusammenfassende Merkhilfe für die Ablautklassen im Verbbereich:

Hinweis: 
  Vorsicht! Im originalen Lexer, auch in der verfügbaren  online Version, werden die Klassen anders als heute bezeichnet.
| Lexer | stv. | stv. red. (urspr. reduplizierende Verben) : | |||||
| I,1 | I,2 | I,3 | I,4 | II | III | I,1; I,2; I,4; II, III | |
| Heutiger Standard | V | IV | III | VI | I | II | VII (urspl. reduplizierende Verben) | 
Im Neuhochdeutschen sind viele starke Verben in die Klasse der schwachen Verben übergetreten. Außerdem fand bei den etwa 210 verbleibenden starken Verben ein Formen- und damit ein Vokalausgleich besonders im Präteritum statt, sodass die starken Verben in eine Vielzahl unterschiedlich ablautender Reihen eingeteilt werden, mehr dazu in der „Liste starker Verben“ bei wikipedia.