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Mittelhochdeutsch zum Nachschlagen und Lernen

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Mit­tel­hoch­deutsch: Trai­ning In­fi­ni­tiv­su­che

Infinitivsuche - Bedingungen und Herausforderungen

Ziel ist, aus einer beliebigen Verbform den Infinitiv zu erschließen, dabei muss

Die schwachen Verben werden nicht für eine Analyse angeboten, sie werden auf der Basis einer Datenbank mit mehr als 8000 Einträgen abgefangen.

Zunächst ist die Infinitivsuche für ein Programm beziehungsweise für den Nutzer eine einfache Angelegenheit: Es muss nur der Tonvokal isoliert werden. Das macht das Programm automatisch.

Dann ist zu überlegen, in welchen Merkmals- bzw. Ablautreihen der Tonvokal vorkommt. Hier kann man notfalls in der angebotenen "Vokaltabelle" nachsehen.

Jedoch sollte man dabei auch an die Ausnahmen denken, die bei einzelnen Ablautreihen auftreten können: Sowohl in den Ablautreihen IIa und V als auch in Ablautreihe VI gibt es „Nebenreihen“: in II - den Vokal „û“, in V – den Vokal „i“, in VI – den Vokal „e“. Außerdem müssen mögliche Umlaute beziehungsweise der 'e-i'- oder 'ie–iu'-Wechsel mitbedacht werden.

Bei den sogenannten rückumlautenden Verben kann man nur in sehr begrenztem Umfang nach Regeln vorgehen: Es treten in diesem Bereich relativ viele Unregelmäßigkeiten auf, z. B. ein ê im Infinitiv, das es nach den Regeln gar nicht geben dürfte: „kêren“, mit dem Präteritum „karte“ oder auch „kârte“. Hierzu gäbe es noch etliche weitere Beispiele.

Falls man keine falsche Zuordnung vornimmt, wird die getroffene Auswahl vom Programm bestätigt.

Als Nächstes sind die relevanten Konsonanten zu bestimmen – die Stammkonsonanten sind meist eindeutig.

Wenn die gesuchte Verbform in der Datenbank, die etwa 520 starke und 470 'rückumlautende' Verben enthält, gefunden wurde, erhält man eine Programmreaktion wie:
"Der Infinitiv in der gewählten Ablautreihe IV für die Verbform 'nimest' lautet sehr wahrscheinlichnemen"
ODER
"Der Infinitiv zur eingegebenen Verbform 'hôrte' als 'rückumlautendes' Verb im Präteritum bzw. beim Partizip II lautet sehr wahrscheinlich: hœren"

Falls ein Verb nicht in der etwa 12560 Einträge umfassenden Datenbank gefunden wird, wechselt das Programm in einen algorithmischen Modus.
Dabei treten bei der Suche nach einem Infinitiv folgende Probleme auf:

Bitte beachten: Wenn beim Ergebnis "mög­li­cher­wei­se" steht, dann ist die Ausgabe algorithmisch erzeugt. Bei der Ausgabe algorithmisch erzeugter Infinitivformen sind immer auch Fehler möglich.

Das größte Problem sind letztlich dem System unbekannte Verben. Sie werden zum Teil den verschiedensten Ablaut- oder Merkmalsreihen zugeordnet, was natürlich falsch ist, aber von den Benutzereingaben erzwungen wird.

Ein Beispiel mit einer neuhochdeutschen Verbform mag dies verdeutlichen. Eingabe: "geflochten"

Ausgaben:
  1. "Der Infinitiv in der gewählten Ablautreihe IIb für die Verbform 'geflochten' im Präteritum oder als Partizip II lautet möglicherweise *flieh[d/t]en oder schwach: *✪flochen"
    - Unstrittig ist, dass die gesamte Ablautreihe II sich durch ein O im Partizip II auszeichnet. Das Partizip II wird richtig erkannt und das Präfix "ge" entfernt.
    Das CH wird in Reihe IIb korrekt in ein einfaches H zurückverwandelt. Dass auch D als Konsonant zugelassen wird, liegt am möglichen grammatischen Wechsel, wie z. B. in mhd sieden - sot - suten - gesoten. Aber auch T wäre möglich, wie z. B. in bieten - bôt - buten - geboten.

  2. "Der Infinitiv in der gewählten Ablautreihe IV für die Verbform 'geflochten' im Präteritum oder als Partizip II lautet möglicherweise flechten oder schwach: *✪flochen"
    - Das ist möglich, enthält das Partizip II in Ablautreihe IV doch den Vokal O. Ansonsten erfüllt die Verbform dieselben Bedingungen, wie z. B. das mhd. Verb "vehten".
  3. "Der Infinitiv für die Verbform 'geflochten' im Präteritum oder als Partizip II als rückumlautendes Verb lautet möglicherweise: *gevlüchen"
    - Das ist möglich, denn es gibt rückumlautende Verben, die ein O im Präteritum enthalten, wie z. B. "vorhte" zum Infinitiv "vürhten".
    Dass das Präfix "ge" unberührt bleibt, liegt daran, dass die Form bei schwachen, rückumlautenden Verben vom Programm nicht als Partizip erkannt werden kann, sie müsste dann ja auf "-et" enden. Für die Form *"geflochtet" wird vom Progamm auch der Infinitiv auch *"vlüchen" vorgeschlagen.

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